Kinder auf dem Land entwickeln seltener Allergien als Stadtkinder – und das hat mit Bakterien und dem Mikrobiom zu tun. Diese Erkenntnisse – vor einiger Zeit schon als „Kuhstall-Theorie“ verbreitet – gelten nicht nur für Kinder. Auch bei Erwachsenen lassen sich abhängig von ihrem Lebensumfeld und Lebensstil unterschiedliche Krankheitssymptome feststellen.

So haben Forscherinnen und Forscher aus Ulm, Erlangen, London und Boulder (Colorado, USA) herausgefunden, dass Männer, die die ersten 15 Jahres ihres Lebens auf einem Bauernhof mit Nutztierhaltung verbracht haben, psychosozialen Stress besser verarbeiten können als Männer, die in den ersten 15 Jahren in einer Großstadt und ohne Haustiere lebten. Das hat die Universität Ulm mitgeteilt.

Ursache sind so genannte „überschießende Immunantworten“, die zu chronischen Entzündungsreaktionen, allergischen Erkrankungen zum Beispiel der Haut, zu Asthma, aber auch zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen führen können. Die Anfälligkeit für solche Erkrankungen ist bei Menschen, die in der Großstadt leben, überdurchschnittlich hoch. Gleichzeitig weisen sie anders als Menschen auf dem Land oft eine reduzierte Bakterien-Vielfalt (Mikrobiom) auf und in ihrem Körper vor.

Eine aktuelle finnische Untersuchung bestätigt diese Erkenntnisse. Im Vergleich zweier Bevölkerungsgruppen (finnische Seite mit eher westlichem, hygieneorientiertem Lebensstil vs. russische Seite traditionell und naturverbunden) haben Forscher festgestellt, dass die Asthma- und die Heuschnupfen-Prävalenz bei den untersuchten finnischen Kindern um ein Vielfaches höher war als bei den russischen. Parallel untersuchten die Forscher die Bakterienzusammensetzung im jeweiligen Umfeld der Kinder und fanden heraus, dass die Vielfalt der Bakterien in den russischen Haushalten deutlich höher war. Den Berichten zufolge wird bereits an Therapien gearbeitet, die das Keim- bzw. Allergen-Spektrum aus dem ländlichen Bereich für Stadtkinder nachstellen. Es wäre eine Art Impfung für ein gesundes Mikrobiom und gegen Zivilisationskrankheiten und Allergien. Sie könnte möglicherweise auch vorbeugend gegen die Stress-Symptome von Stadt-Menschen helfen, das muss aber noch untersucht werden.

Quellen:

https://erj.ersjournals.com/content/49/6/1700470

https://www.gelbe-liste.de/dermatologie/allergien-kuhstall-theorie

https://www.allergieinformationsdienst.de/news/article/bauernhofbakterien-schuetzen-auch-in-der-stadt-vor-asthma.html

https://idw-online.de/de/news693527