Anfang des Jahres sind zum Thema Bakterien neue Sachbücher auf den Markt gekommen, die sich unter anderem an Kinder richten. Leider tragen sie Titel wie „Monster-Mikroben“, was ein negatives Bild auslöst und der großartigen gesunden Wirkweise und wichtigen Bedeutung von Bakterien nicht gerecht wird. Der Untertitel gerade dieses Buches – „Alles über nützliche Bakterien und fiese Viren“ – passt schon eher. Denn wir kennen tatsächlich zahlreiche nützliche Bakterien, und regelmäßig erforscht sie die Wissenschaft und entdeckt dabei neue Wirkungen und Funktionen.

So wurden ebenfalls Anfang des Jahres zwei US-amerikanische Mikrobiologen mit dem Paul-Ehrlich- und Ludwig-Darmstaedter-Preis ausgezeichnet. Sie haben herausgefunden, wie Bakterien miteinander kommunizieren – und dass sich die Wirkung schädlicher Bakterien unterbinden lässt, wenn diese Kommunikation unterbrochen wird. Dieses Phänomen nennt man auch „Quorom Quenching“. Damit könnte dann der Einsatz von Antibiotika, die oft viele schädliche Nebenwirkungen haben, vermieden werden. So begründet auch die Jury die Preisvergabe: „Statt Bakterien mit Antibiotika zu töten, können nun Substanzen entwickelt werden, die die bakterielle Kommunikation unterbinden. Die Forschung der Preisträger hat damit eine erhebliche Relevanz für die Medizin.“

Hintergrund ist, dass Bakterien ihre Umgebung nach Artgenossen absuchen, mit denen sie Kontakt aufnehmen. Haben sie genügend andere Bakterien gefunden – man nennt es das „Quorum Sensing“ – können sie als Team agieren. Die Ärztezeitung schreibt dazu. „Obwohl Bakterien Einzeller sind, erreichen sie gemeinsame Ziele nur durch Zusammenarbeit. Die Bildung eines Biofilms zum Schutz vor dem Immunsystem oder die Synthese eines Giftstoffs zum Angriff auf den Wirt zum Beispiel gelingen nur, wenn sich die Bakterien untereinander verständigen.“

Da „dieses Phänomen nicht begrenzt, sondern in der gesamten Welt der Bakterien verbreitet ist“, wie es weiter heißt, könnte es natürlich auch für gesunde und nützliche Bakterien untersucht werden. Wenn es gelingt, deren Kommunikation nicht zu unterbinden, sondern im Gegenteil zu entschlüsseln und zu verbessern, könnte das neue entstandene Bakterien-Team gezielt Heilungsprozesse und Prophylaxe eingesetzt werden. Damit weicht die Angst vor „Monster-Mikroben“ der Hoffnung auf ein bakterielles Ärzte-Team, das auf ganz natürliche Weise im Körper zum Einsatz kommt.

 

Quellen:

https://www.tagesschau.de/inland/paul-ehrlich-preis-113.html
https://www.sueddeutsche.de/kultur/biologie-schreckgespenst-corona-1.5187483
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Mikrobiologen-mit-Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis-geehrt-416606.html
https://doi.org/10.11576/biuz-4250

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